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Himmelfahrt 2016: Von Dexheim nach Karlsruhe

Anfang Mai im Jahre 2016: Traumhaftes Wetter. Dazu ein Feiertag, der in der Region um Mainz herum weitläufig als Vatertag bezeichnet wird. Mangels Nachwuchs begehe ich diesen Feiertag also eher nicht. Drum fällt die Wahl nicht aufs sinnlose Hirnzellen verbrennen, sondern aufs Kalorien verbrennen. Was machen? Klar! Wir setzen uns aufs Rad und fahren die Strecke, die wir sonst jede Woche mindestens einmal mit dem Auto fahren. Am Ende einer jeden Autofahrt stehen 125 km auf dem Tacho. Das muss doch mit dem Rad auch machbar sein.

Dank moderner Technik verzichte ich auf jede Form der Vorbereitung. Von Dexheim aus nach Karlsruhe könnte man, so man denn wollte, eh den Rheinradweg nehmen. Drum sei vorweg genommen: alles was im Folgenden an Schilderungen kommen könnte ist keine Beschwerde sondern eigenes Verschulden ;-)

Also gegen 11:00 Uhr rauf auf den Bock. Aufgrund der erreichbaren Geschwindigkeiten darf heute der schwarze Vogel herhalten. Ich starte wie immer Richtung Nierstein, dann am Rhein nach rechts Richtung Worms. Bis dahin läuft es echt gut. Der Planet drückt bereits ganz schön und ich sehe ein, dass ich heute wohl nicht ganz allein auf dem Radweg sein werde. In Ludwigshafen meinen einige der modernen Dreibeine, die bereits ordentlich getankt haben, dass man mit zwei Rädern den Weg versperren kann. Wie gut, dass man mit klarem Verstand das Torkeln und Schwanken ausnutzen kann - schwupp und durch; ich hab ja schließlich noch was vor heute.

Ab Ludwigshafen dann also den Weg nach Speyer nehmen. Die Stadt kenne ich doch von der Bundesstraße her, die ich sonst immer mit dem Auto befahre - bevor Gerüchte aufkommen: nein, ich war mit dem Rad nicht auf der vierspurigen Straße. Dennoch eiere ich Richtung Speyer dezent rum. Entweder ich hab die Schilder übersehen, sie standen ungünstig oder jemand hat vergessen, sie aufzustellen. Egal. Ich muss das erste mal den Kollegen Garmin aktivieren und um Rat fragen. Ich stehe an der Seite und gebe siegessicher den Zielort meiner Reise an. Das Navi kommt bis 80%, dann passiert lange Zeit nichts. Gar nichts. Abbruch. Andere Straße. Gleiches Phänomen. Verdammte Axt, das sind doch nur noch 60 km oder so - muss das Ding doch hinkriegen. Also graue Zellen anstrengen. Ein Ort vor Karlsruhe auf dieser Rheinseite? Jepp, Wörth soll es sein. Und siehe da, diese Route kann dann auch irgendwie berechnet werden. Und in wenigen Minuten bin ich wieder auf dem Pfad der Tugend.

Ohne zu hinterfragen vertraue ich blind meinem kleinen schwarzen Kasten auf dem Lenker. Trotzdem ein entsprechendes Profil eingegeben ist, finde ich mich kurz nach Speyer mitten im Wald und trage das Fahrrad über den Weg. An den Tagen zuvor muss es dermaßen geschüttet haben, dass der Boden total aufgeweicht ist. Das schaffen die profillosen Reifen nicht - oder besser gesagt: ich möchte es nicht ausprobieren und eine Bauchlandung vermeiden.

Irgendwann hat aber auch das ein Ende und ich finde wieder eine Straße. Ein paar Meter rollt es ganz gut, dann kommt wieder dazu, was mich bereits einen Großteil meines Weges begleitet hat: Wind. Von vorn! Viel Wind von vorn. Kurz vor Kandel verlässt mich dann neben der Kraft auch noch die Lust.

Und siehe da! Ein Bahnhof. Ohne zu zögern ziehe ich ein Ticket nach Karlsruhe. Der Zug kommt ja in wenigen Minuten. Der Zug kommt in wenigen + 5 Minuten. Der Zug kommt in wenigen + 15 Minuten. Der Zug kommt in wenigen + 25 Minuten. Herrschaftszeiten, hört das auch noch mal auf? Ahja, jetzt. Folgende Durchsage: Der Zug von Kandel nach Karlsruhe über Wörth heute ohne Halt in Karlsruhe hat 25 Minuten Verspätung. Ja. Ne. Was? Der Zug nach Karlsruhe ohne Halt in Karlsruhe. Wer hat sich denn den Käse ausgedacht?!

Na gut. Fahren wir halt nur bis Wörth. Vom Bahnhof nach Karlsruhe geht es ja einigermaßen. Auch wenn ich Beine schwer wie Steine habe, schaff ich die Strecke ganz gut. Am Rhein bin ich ja durchaus öfters. Dennoch bin ich heute froh, angekommen zu sein.

Auch wenn ich ein paar Kilometer mit dem Zug abgekürzt habe, stehen am Ende des Tages knapp über 150 km auf dem Tacho. Ein Blick auf den GPS-Track zeigt auch, warum ich etwas mehr als geplant gefahren bin: Das Navi hat entschieden, dass eine große Kurve von Speyer nach Wörth die kürzeste Verbindung sei. Ich habe einst gelernt, dass dies die Gerade sei - diese Gesetze scheinen für Navis aber nicht zu gelten.

Eigentlich wollte ich noch kurz in die Stadt und mich mit einem Cocktail belohnen. Das lass ich aber lieber.

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