Südschweden / Öland

Ein kurzer Ausflug nach Südschweden

Kurze Vorgeschichte

Eigentlich sollte der Sommerurlaub ganz im Zeichen der Deutschland-Tour stehen und ich wollte einige Stationen mit dem Dachzelt in Kombination mit Tagestouren erneut anfahren. Dann kam mir jedoch ein Artikel eines großen deutschen Nachrichtenportals zum Thema Wildcampen in Schweden in die Quere und ich plante kurzerhand um.

So fuhr ich am 26.07. einen Tag früher als geplant – Gott bin ich froh solch einen flexiblen Arbeitgeber zu haben – zu den Eltern. Dort angekommen erwarteten mich einige ruhige Tage und einige Flugversuche mit meinem neuen Kamera-Spielzeug, der Drohne. Durchaus interessant, dass sich die Reichweite dieses Geräts im weniger dicht besiedelten Gebiet deutlich erhöht. Aber ich schweife ab. Kurz noch ein paar Verwandte besucht und alles eingekauft, was ich auf meiner Camping-Tour brauchen könnte, dann rückte der Freitag auch schon in greifbare Nähe und es ging ab nach Schweden.

Tag 1 - 29.07.2016

06:00 Uhr aufstehen. Scheint so, als bürgert sich das frühe Aufstehen im Urlaub beim Faltradler ein. Wer mich kennt, der weiß, dass mir das eigentlich gar nicht liegt. Aber was tut man nicht alles für ein bisschen Meer. Einen Kaffee später erreiche ich kurz vor acht Uhr den Fährhafen in Travemünde.

Peter Pan hat heute die Ehre, mich nach Trelleborg zu schippern. Bei bedecktem Himmel geht es pünktlich 09:30 Uhr los. Peterchen verlässt den Hafen und ich kann mir aus ausreichender Höhe anschauen, wo ich vor wenigen Wochen noch die Trave mit einer deutlich kleineren Fähre und dem Faltrad überquert habe. Da werden doch gleich wieder Erinnerungen wach.

Die nächsten Stunden verbringe ich auf dem Sonnendeck und lege mir den Plan für die nächsten drei Tage zurecht. Gegen 18:30 Uhr legt die Fähre in Trelleborg an und ich mach mich auf den Weg Richtung Ystad. Eigentlich wollte ich einen Campingplatz erreichen, der deutlich hinter Ystad liegt aber als ich rechts der Straße auf ein Dachzelt auf einem roten VW T5 sehe werfe ich den Anker, drehe um und nächtige eben auf einem anderen Platz. Der Plan hat ja mal wahnsinnig lange gehalten – egal, ist ja Urlaub. Nach mir checkt auf dem Campingplatz noch ein VW Bus ein und…na?...natürlich, ebenfalls mit Dachzelt. Ich würde sagen, hier ist deutlich ein Trend erkennbar.

Reichlich zwei Minuten später hatte ich dann auch alles aufgebaut, was aufzubauen ist und es konnte gekocht werden. Nach getaner Arbeit und nachdem das Geschirr gespült und verstaut war, kamen die Dachzeltnachbarn vorbei: zwei Damen mittleren Alters aus dem Süden Deutschlands, wie sich herausstellte. Nach einigem Fachsimpeln saßen wir dann beim wohlverdienten Bierchen bis spät in die Nacht.

Tag 2 - 30.07.2016

Von den ersten Sonnenstrahlen geweckt – ok ok, nicht ganz die ersten, es mag so gegen halb neun gewesen sein – kletterte ich aus meinem Schlafzimmer gen Erdboden. Das entfernte Bad aufgesucht, dann wieder zurück in die heimische mobile Küche und erst mal ein Toast machen.

 

Gegen halb elf waren Mensch und Maschine abfahrbereit und es ging Richtung Kasergerba. Dort steht eine ganz besondere Steinformation (Ales Stenar) aus grauer Vorzeit. Am Parkplatz waren einige Einweiser und ich hatte schon Sorge, ich müsste Bargeld für den Parkplatz opfern – wird nur um Längen schwieriger, wenn man keines besitzt. Dem war jedoch nicht so. Die werten Herren sorgten nur für Ordnung. Zu Fuß ging es dann zur altehrwürdigen Attraktion. Schon sehr beeindruckend, wie die Steinchen dort stehen – auch, wie Gleitschirmflieger dort ihre Runden drehen. Auf dem Weg zum Parkplatz begegne ich erneut den Dachzelt-Ladies. Sie wollen weiter gen Norwegen, ich diesmal nicht. So werden sich unsere Wege wohl erst mal nicht mehr kreuzen.

Mein Ziel heißt nun: Öland. Auch wenn ich eigentlich ein paar Meter zurück nach Ystad – Stadt des Herrn Wallander – fahren wollte, so kann ich beobachten, wie sich der Himmel verdunkelt. Auf Regen in freier Wildbahn habe ich nun gar keine Lust, also entscheide ich mich fürs Autofahren. Die zu fahrenden Geschwindigkeiten sind sehr moderat, sodass sich die Fahrt nach Öland bis in den späten Nachmittag zieht.

 

Gegen 17 Uhr erreiche ich meinen Platz direkt am offenen Meer. Ich checke gleich mal für zwei Nächte ein. Das Camper-Pärchen neben mir ist nicht von der gesprächsfreudigsten Sorte. Nun ja, muss es auch geben. Nachdem ich tagsüber nur wenig gegessen habe, mache ich mir erstmal eine ordentliche Portion und schnappe mir danach kurz das Rad, um die angrenzende Umgebung zu erkunden. Ich werde mit einem traumhaften Himmel belohnt und dabei von einigen Kühen und freilaufenden Pferden begleitet. Wo gibt es denn sowas noch?

Es macht sich sowas wie ein Glücksgefühl breit.

Tag 3 - 31.07.2016

In meinem Büchlein – dem Outdoor Kompass Südschweden – habe ich von einer Radtour über Öland gelesen. Der Himmel zeigt heute nur ein paar Schäfchenwolken. Der Wind bläst aber dennoch ganz ordentlich – sieht man auf den Fotos leider nicht.

Nach dem Frühstück geht es ab aufs Rad und nach ein paar Schleifen durch die kleinen Örtchen Ölands lande ich in einem der Naturschutzgebiete der Insel. Das Gebiet trägt den Namen „Naturreservat Dröstrop Alvar“. Es erwartet mich eine Kalkfelsen-Landschaft, die nur von einer dünnen Bodendecke geschützt wird. So zeigt sich mir eine traumhafte Gegend, durch die der offizielle Radweg der Insel (Ölandsleden) führt. So darf man sich in Maßen auch abseits der Wege bewegen und aufhalten, selbst Camping ist hier für eine Nacht erlaubt. Inmitten des Gebiets zeigt sich ein um 1897 aufgegebenes Dorf, dessen Grundmauern noch zu bestaunen sind.

Über ein paar weitere Schleifen geht es dann bis 16 Uhr zurück auf den Campingplatz. Der Gegenwind verlangt mir allerdings über die Gerade von ca. 15 km einiges ab. So verwandelt mich die anschließende Dusche wieder in einen Menschen.

Kaum beziehe ich mein Quartier neben dem Auto, schaut ein holländisches Pärchen um die Ecke. Beide sprechen hervorragend Deutsch, sind Musiklehrer, waren in diesem Jahr ebenfalls auf der Musikmesse in Frankfurt und sind noch knapp über drei Wochen in Schweden unterwegs. Sowas wie Neid ist mir ja vollkommen fremd – da könnte ich es doch fast werden. Da die Beiden dem Lehrer-Business entstammen, biete ich erst mal einen Kaffee an. Es kann so leicht sein, Menschen glücklich zu machen. Dann wird am Strand noch kurz etwas gelesen. Ein schöner Tag!

Tag 4 - 01.08.2016

Tag des Aufbruchs, denn heute geht es ganz entspannt Richtung Trelleborg, da die Fähre am darauf folgenden Tag pünktlich um 09:30 Uhr ablegt und spätestens um 08:30 Uhr eingecheckt sein muss. Gegen halb elf ist alles abfahrbereit. Erst mal noch schnell eine der typischen Windmühlen am Wegesrand fotografieren, dann an einer urigen Tankstelle dem Auto was zu trinken geben und anschließend an die Südspitze der Insel. Der Leuchtturm ist ganz schön hoch und die Landschaft drum herum mal wieder nur beeindruckend.

Auf der zum Land liegenden Seite der Insel fahre ich Richtung Brücke nach Kalmar. Zuvor finde ich aber noch ein Plätzchen direkt am Meer. Hier wird zu Mittag gegessen und das im Beisein von Robben. Wahnsinn. Der Himmel wird dunkel – ja mein Gutster, ich könnte auch heulen, dass ich zurück muss, hilft doch aber nix.

Einige Stunden später steuere ich den Campingplatz des ersten Abends an. Platz 11 soll es diesmal sein. Links von mir mehrere Familien aus Berlin. Wie alle in dieses eine Zelt passen – nein, es ist nicht mein Problem und ich mache mir darüber auch keine Gedanken. Einer der Väter erklärt seiner Tochter gerade, dass ich in der Box da oben auf dem Auto mein Gepäck transportiere und verstaue. Da muss ich doch mal ganz kurz einschreiten, wenn ich darf, denn in der Regel schlafe ich in dieser Gepäckbox. Die Neugierde ist geweckt und kurze Zeit später sind sämtliche Kinder inklusive einiger Elternteile auf der Leiter und werfen einen Blick ins Innere dieser ominösen Box mit dem Zeltstoff drum herum.

 

Nachdem sich die Aufregung dann gelegt hat, entdecke ich rechts von mir ein Tandem im Busch. Nicht irgendein Tandem, nein eines aus Bambus. Wie cool ist das denn bitte?! Die Eigentümer? Ein Paar aus Berlin. Sie im sechsten Monat schwanger und beide machen sie zusammen eine Radtour durch Schweden. Ziel ist unbekannt. Sie fahren so weit wie sie kommen. Genial. Ich hole meine letzten Weinreserven und den Käse hervor (bevor das Geschrei losgeht: der Dame habe ich selbstredend Apfelschorle angeboten!) und so wurde es unter der Markise zum ersten Mal voll, vor allem aber total gemütlich und lustig, denn wir haben bis kurz vor Mitternacht über Gott und die Welt geplaudert.

Tag 5 - 02.08.2016 - und danach

Hilft nix. Um sieben wird aufgestanden und dann geht es zurück nach Deutschland. Heute mit Nils Holgerson. Der ist um einiges leiser und ich verbringe den ganzen Tag in der Panorama Bar und lese eines meiner Bücher aus. Das hat es auch lange nicht mehr gegeben.

Es folgen ein paar schöne Tage in Deutschland. Zunächst steuerte ich den coolsten Campingplatz des Landes an, den Campingplatz am Schaalsee, der mir bei der Deutschland-Tour schon so viel Freude bereitet hat. In Hamburg geht’s dann auf den Campingplatz direkt an der Elbe und ich habe die Gelegenheit, Miriam von hamburgfiets.de und ihren kleinen zweirädrigen Freund „Fiete“ zu treffen. Auch dies war ein genialer Abend! An der Stelle noch mal Danke, dass das geklappt hat, denn Miriam ist einen Abend zuvor gerade von der Brompton World Championshop aus London zurückgekehrt und hat mich natürlich hautnah an ihren Erlebnissen teilhaben lassen. Da eine Berühmtheit nicht reicht, zeigt sich am Kai noch die Queen Elizabeth. Ein beeindruckendes Schiff.

Mich zog es dann weiter in die Nähe von Papenburg, ebenfalls ein Campingplatz, den ich auf der Deutschland-Tour kennen gelernt habe. Ich erinnerte mich an das wahnsinnig gute Essen im angeschlossenen Gutshaus und ließ es mir dort richtig gut gehen. Am Tag darauf habe ich es geschafft, mir die Meyer Werft in Papenburg anzuschauen und möchte an der Stelle jedem raten, dies einmal getan zu haben. Die Dimensionen, in denen die Papenburger Schiffe bauen, sind nicht zu beschreiben. Das muss man gesehen haben. Ich hatte Glück und eines der Schiffe, die Genting Dream, war kurz vor der Fertigstellung. Einige Wochen nach meinem Besuch wird sie ausgedockt.

 

Dann geht es auf den letzten Campingplatz meiner Deutschland-Tour, den Platz in Haltern am See. Bei schönem Wetter fahre ich kurz in die Stadt und eine Runde um den See und blicke zurück auf sehr erholsame Tage.

Video zur Tour

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