Südschweden
Trelleborg - Göteborg, 22.08 bis 28.08.2013
Anreise
22.08.2013 - Fahrt von Rostock nach Trelleborg mit der Stenaline, Schiff Mecklenburg Vorpommern.
Abfahrt: 06:45 Uhr
Ankunft: 13:45 Uhr
Abreise
29.08.2013 - Fahrt von Göteborg nach Kiel mit der Stenaline, Schiff Stena Germanica.
Abfahrt: 18:45 Uhr
Ankunft: 09:15 Uhr
Etappen
Tag | Etappe | Entfernung |
---|---|---|
Tag 1, 22.08.2013 | Trelleborg - Malmö | 48 km |
Tag 2, 23.08.2013 | Malmö - Helsingborg | 74 km |
Tag 3, 24.08.2013 | Helsingborg – Båstad | 71 km |
Tag 4, 25.08.2013 | Båstad – Haverdal | 54 km |
Tag 5, 26.08.2013 | Haverdal – Tvååker | 61 km |
Tag 6, 27.08.2013 | Tvååker – Frillesås | 49 km |
Tag 7, 28.08.2013 | Frillesås – Götbeorg | 68 km |
Tag 1- Von Trelleborg nach Malmö
Um 06:15 Uhr komme ich im Hafen von Rostock an, das Einschiffenbeginnt um 06:50 Uhr. Lustigerweise fuhr ich mit meinem Faltrad den gleichen Weg wie die PKW. Die Fähre legt um 07:53 Uhr ab.
Gegen 12:00 Uhr überholen wir die TT-Line (Huckelberry Fynn), die Rostock 15 Minuten früher verlassen hat. Die Ostsee ist sehr ruhig, die Sonne scheint.
Um 13:50 Uhr läuft die Fähre pünktlich in Trelleborg bei sonnigem Wetter ein. Zuvor hat die Fähre einen halben U-Turn hingelegt, um die TT-Line zuerst in den Hafen einlaufen zu lassen. Die Gelegenheit hat die Mecklenburg-Vorpommern genutzt und läuft die letzten 30 Minuten gemütlich rückwärts in den Hafen ein.
Als Radfahrer hat man die besondere Ehre und darf in Trelleborg vor allen PKW von Bord. Dann geht die Sucherei nach dem richtigen Weg los. Kurze Zeit später bin ich auf dem Track, dem Navi sei Dank. Ich radel los. Fühlt sich anfangs alles sehr wackelig an, aber es hält.
Der Schwerpunkt muss noch etwas geändert werden, da ziemlich schwere Sachen im Klickfix Sack untergebracht sind. Die müssen alle nach unten. Einen Teil vom Track muss ich neu erfahren. Irgendjemand kam auf die Idee und hat auf meinen wunderschönen Track eine Bundesstraße gezimmert. Also: Neuen Weg suchen, aber das gelingt. Ich fahre über ruhige Nebenstraßen und Feldwege. Ab und an erspähe ich auch tatsächlich den Radweg „Cyklesparet“. Auf ihm fahre ich gefühlt jedoch nur sehr wenig.
Es kommen mir einige Radfahrer entgegen. Entgegen der weitläufigen Berichte trägt kaum jemand einen Helm. Also hänge ich meinen auch beiseite und setze ihn erst mit Erreichen der Stadtgrenze von Malmö auf. Linker Hand erhebt sich die Öresund-Brücke. Ein gigantisches Bauwerk. Geschmückt mit dem einen oder anderen Offshore-Windrand.
Nach 48 km erreiche mein heutiges Ziel. Villa Rooms. Ein Kreuz, ein riesiges Kreuz über der Eingangstür. Na herzlichen Glückwunsch: Orthodoxe Russen. Sie vermieten beiläufig ein Zimmer. Nunja, es ist sauber, ich kann mich duschen – ich bin glücklich.
Nach einer Stunde Pause bin ich sauber und fit, um nochmal kurz in die Stadt zu fahren. Dabei fällt mir eins auf: Die Radwege. Donnerwetter! Die sind toll. Ich folge den Schildern Richtung „Centrum“. Dann beginnt die Suche nach einem Geldautomaten. Ein SEB-Automat taucht auf, juhu. Doch was ist das? Direkt in Sichtweite eine Bühne. Live-Musik.
Eine Open-Air-Diskokugel. Tanz, richtiger Tanz. Das hat Stil. Da bekommt man direkt gute Laune. Das ist wohl der nordische Lifestyle. Ich bin müde und fahre zurück, kaufe beim Lidl noch kurz was ein. Dann organisiere ich meine Sachen nochmal kurz, dann ist der Abend vorbei. Etwas Erschreckendes, aus meiner Sicht: Europa wächst zusammen – Die Läden unterscheiden sich kaum noch von denen in Deutschland: Lidl, Netto, DHL, Bauhaus – ja sogar Ikea gibt es hier :-)
Tag 2 - Von Malmö nach Helsingborg
Heute geht es Richtung Helsingborg. Gegen 08:00 Uhr stehe ich auf. Die russische Gastgeberin fragt, ob ich Frühstück möchte. Ich sage natürlich JA! Es sind noch zwei weitere Gäste da: Ein Belgier und ein Holländer. Beide sprechen gut Deutsch und der Gastgeber auch. Er hat jahrelang in Wien gelebt.
Es gibt Rührei mit Spinat, Brot, Wurst, Käse, Müsli, Joghurt, Obst und… Kaffee. Gegen 09:30 Uhr und 450 Kronen leichter mache ich mich auf den Weg. In Malmö irre ich etwas umher, ich treffe irgendwie den Track nicht. Dann ist mir abwechselnd warm und kalt. Jacke an, Jacke aus. Ich komme nicht so recht in Fahrt. Um 13:00 Uhr habe ich dann doch 45 km geschafft Das Tagesziel naht.
Wolken ziehen auf, ein langgestreckter Hügel liegt vor mir. Autos stauen sich abwärts. Sie haben alle Zeit, mein merkwürdiges Gefährt zu beäugen. Dann ist der Hügel geschafft, die Wolken werden dunkler. Ich mache kurz in einer Bushaltestelle Pause und will warten, dass die Wolken vorbei ziehen. Mittlerweile überlege ich mir, ob zelten heute das Richtige ist. Dann fahre ich wieder los. Je näher ich dem Wasser komme, desto mehr reißt der Himmel auf und es ist herrlichstes Wetter. Fazit: Abwarten und Rad fahren.
Auf dem Campingplatz angekommen, steh das Zelt ruck zuck. Duschen sind sauber. Doch dann der erste Schock: Wie komme ich wieder aus dieser Dusche raus? Ahhh. Den Türgriff drücken und das Schloss oben entriegeln, dann klappt es auch mit der Tür.
Dann beginnt die Suche nach etwas Essbarem. Ich radel nach Helsingborg und suche vergeblich nach einem Supermarkt. Naja, wenigstens schippert gerade die Norwegian Star an mir vorbei. Dann gibt es irgendwo versteckt doch noch einen für mich erkennbaren Supermarkt. Das Abendessen besteht aus zwei Cheeseburgern vom goldenen M sowie einem Salat aus dem Supermarkt. Mal schauen wie die erste Nacht bei gemeldeten 11° wird.
Tag 3 - Von Helsingborg nach Båstad
Die Nacht im Zelt war ruhig, dafür ziemlich kalt. Ich habe eigentlich gedacht, dass die deutschen Pfadfinder mehr Krach machen. Sie waren aber sehr leise. Und deutlich früher aktiv als ich. Als ich so gegen 08:00 Uhr meine Nase in die Luft streckte, waren die drei Zelte von den ähm… 13 Pfadfindern bereits abgebaut und man frühstückte.
Also schnell duschen, Sachen packen, frühstücken und ab aufs Rad. Vor Bastad soll es die einzig große Erhebung geben. Also musste ich die Tour etwas justieren. Die Tour am Meer entlang hätte ca. 110 km Strecke gebracht. Das war ein bisschen zu viel. Ein Blick auf die Karte: juhu, es gibt eine Abkürzung übers Land. Sogar über einen offiziellen Radweg, der irgendwo in Helsingsborg abzweigt. Finde ich den? Nein!
Kurz nach dem Start treffe ich nochmal auf meine Pfadfinder. Denen noch kurz eine gute Reise gewünscht und weiter geht’s. Dann ging die Sucherei nach dem Fahrradweg los. Ich vertraute irgendwann meinem Garmin – schließlich weiß das Gerät am ehesten wo es lang geht. Direkt nach Helsingborg der erste Anstieg. Mit gefühlten tausend anderen Radfahrern dackel ich da hoch. Ein Teenie-Mädel überholt mich ganz stolz um kurz darauf mitten auf der Steigung mitten im Weg stehen zu bleiben. Mit der vollbepackten Diva am Berg anzufahren ist ein absoluter Traum.
Ein Pulk Rennradfahrer überholt mich und wird von zwei Omis, die ihre Räder auf dem Radweg nebeneinander schieben aufgehalten. Na was ein Glück, das mein Faltrad eine Klingel hat, was?! So mache ich den Rennradlern den Weg frei – und mir auch. Dann folge ich dem Navi und verlasse den Radweg. Die Straßen werden irgendwie immer breiter die Autos immer schneller. Mir ist nicht wohl bei der Nummer und so biege ich in einen Feldweg. Dieser führte irgendwie direkt wieder auf meinen Radweg Cyklesparet. Glück gehabt.
Einsam ziehe ich dahin. Es wird immer einsamer. Und windiger. Der Tag meint es echt gut mit mir. Heute fahre ich hauptsächlich auf Straßen. Eine Omi im motorisierten Rollstuhl kommt mir entgegen und fragt mich irgendetwas. Ich habe meine Mühe, ihr deutlich zu machen, dass ich kein schwedisch kann. An einem idyllischen See esse ich mein am Vortag gekauftes Baguette. Gut, dass ich das getan habe, denn was jetzt kommt ist im wahrsten Sinne des Wortes der „Gipfel“. Es müssen so um die 140 Höhenmeter sein – die genaue Zahl muss ich noch ermitteln. Ich schraube mich über enge Straßen langsam nach oben. Hinter jeder Kurve denke ich, ich hätte es geschafft. Pustekuchen. An einer Einfahrt halte ich, schiebe zwei Bananen und einen Apfel nach, dann kommt die Hölle. Alle 100 m halte ich an. Das zerrt, aber ich will nicht schieben.
Dann kommt er, der höchste Punkt. Geschafft. Ich grinse. Jacke an und dann den Berg runter. Bei 44 km/h jaulen die Bremsen. So richtig langsamer wird das Rad nicht. Ich habe jeden kleinen Anstieg geliebt, machte er das Rad doch wieder kontrollierbar. Dann rolle ich in Bastad ein. Motto des Tages: Wo es rauf geht, geht es auch irgendwann wieder hinunter. Der Campingplatz liegt außerhalb. Die Rezeption ist gegen 16:00 Uhr geschlossen. Und nun? Ich war kurz irritiert, doch es waren auch andere da und irgendwann geht auch jemand in die Rezeption und öffnet den Schalter. Ein Traum.
Zelt aufbauen, duschen – es entwickelt sich zu einem Ritual. Ja, wenn man dann nicht sein Handtuch vergisst. Das gute Gonso Rad T-Shirt ist aber extrem suagfähig ;-)
Ich fahre einkaufen, vorbei an einem Familienhaus, auf dessen Grundstück ein Beach Volleyball Match ausgetragen wird. Nach dem Einkaufen im Supermarkt – amerikanische Verhältnisse lassen grüßen, denn ich finde kaum abgepackte Salami in homöopathischen Dosen – fahre ich kurz ans Meer. Ich schaue mir nochmal mein Hügelchen aus der Ferne an. Dann zieht jemand mit seinem Wägelchen und Grill an mir vorbei. Das hat was. Dann klingt er aus der dritte Tag.
Tag 4 - Von Båstad nach Haverdal
Heute Morgen bin ich erst gegen 09:20 Uhr aufgewacht. Kein Wunder: hatte ich doch gestern fast die gesamte Fläche für Zelte und Wohnwagen ohne Strom für mich allein.
Die Holländer, die gestern Abend noch gekommen sind, waren längst weg. Naja, egal. Es ist Sonntag und ich habe Urlaub – was soll’s?!
Duschen, packen, frühstücken. Doch ich komme nicht so recht in Fahrt heute. Der gestrige Tag und die noch kältere Nacht stecken mir in den Gliedern. Zwei Maßnahmen habe ich geplant:
- Wecker stellen
- In der nächsten Nacht lange Sachen anziehen
Die Fahrt nach Haverdal war spektakulär unspektakulär. Ich treffe auf den Ginstleden, der hervorragend ausgeschildert ist. Vorbei an endlosen Ferienhaussiedlungen über stillgelegte Straßen bis nach Halmstad. Jo, die Stadt ist … da. Mehr aber auch nicht. Einzig ein Spaßbad erregt meine Aufmerksamkeit. Das hat wahnsinnig tolle Rutschen. Und was mir an diesem Tag noch auffällt: Golfplätze. Unmengen von Golfplätzen. Davon habe ich bisher mehr gesehen als Geldautomaten.
Der Campingplatz in Haverdal ist sehr schön, weitläufig und gepflegt. Ich fahre kurz ans Wasser. Beeindruckend. Unendlich viel Wasser. Wie im Paradies. Ich schlendere durch ein kleines Naturschutzgebiet und komme an einen kleinen beschaulichen Yachthafen. Gott ist das ein schönes Plätzchen Erde. So dürfte es am Mittelmeer auch aussehen.
Dann zurück nach Haverdal. Ich will noch schauen, wo sich der örtliche Supermarkt befindet. Kaum zu glauben: Es ist Sonntag, 17:30 Uhr und der hat noch auf. Es ist sogar noch jede Menge los. Es gibt lustige Sachen in Schweden. Noch zwei Wochen und ich würde mich kugelrund fressen. Die haben eine Naschecke, in der man seinen Beutel mit Süßigkeiten ganz nach Wunsch zusammenstellen kann. Sollte der Begriff noch nicht gefallen sein: Wie im Paradies. Wetter? Petrus meint es richtig gut mit mir. Ich muss noch immer Sonnencreme benutzen, einfach toll.
Tag 5 - Von Haverdal nach Tvååker
Boah das war ja wieder so kalt in der Nacht. Und dann musste ich auch noch aufs Klo. Das Zelt ist klatsch nass. Das wird ein Spaß, das Teil trocken zu bekommen. Eine gute Stunde habe ich es in der Sonne liegen lassen. Dann ging es so gegen 10:45 Uhr los. Sind ja nur knapp 50 km.
Kurz hinter Haverdal soll es nochmal ein gutes Stück bergauf gehen. Die knapp 60 Höhenmeter gingen erstaunlich gut. Ich hatte es mir viel schlimmer vorgestellt. Die Abfahrt war auch heiß: 47 km/h Spitze. Auf einem voll beladenen Faltrad. Nur gut, dass ich mir selbst die Regel aufgestellt habe, auf befahrenen Straßen den Helm zu tragen. Nicht auszudenken, wenn man sich bei der Geschwindigkeit lang macht.
Die kleine Diva hat ein Weh-Wehchen am rechten Pedal. Das knackt. Hoffentlich hält es bis zum Ende durch. Ich radel durch Falkenberg durch, mache Halt am Meer um kurz was zu essen und zu trinken. Ist ja nicht mehr so weit… dachte ich. Die Strecke nach Falkenberg zieht sich wie Kaugummi und mir sitzt heute echt die Zeit im Nacken. Die Rezeption im Moarna B&B ist nur von 15:00 bis 17:00 Uhr besetzt. Also reintreten.
Ich folge dem Ginstleden und das Navi rechnet sich dumm und dämlich. Eben waren es noch 14,5 km bis zum Ziel, nach der nächsten Biegung sind es 18,7 km. Das nenne ich mal Motivation. Abgesehen davon fahre ich km um km auf einer viel befahrenen Straße. Da kann man die Landschaft nicht so richtig genießen – die aber doch ihren Reiz hat. Irgendwie schaffe ich es dann doch zum B&B. Es liegt idyllisch mitten in einem kleinen Waldstück. Ein typisches rotes Schwedenhaus. Ich werde nett empfangen, meine Reservierung war sogar schon auf dem Bildschirm – bis ich dann mal gerafft habe, dass heute dann auch niemand mehr kommt. Ich bin neben einem Paar aus Bayern der einzige Gast im Trakt, in dem man sich das Bad teilt. Gut, es gibt Schlimmeres.
Gut ist auch, wenn man sich nie auf veraltete Angaben verlässt. Das angepriesene Thai-Restaurant auf dem Gelände des B&B gibt es nicht mehr. Damit habe ich gerechnet, also geht es ab aufs Rad – juhuuuu endlich mal wieder – und ab nach Tvaaker zum Einkaufen: Heute muss ich auf meinen Salat verzichten und hole mir stattdessen Kartoffelsalat mit einer Chili-Note und drei Hähnchenflügel. Dazu ein Brötchen, eine Schokomilch und einen Joghurt – schon ist der Kalorienbedarf gesichert. Gegessen wird ganz gemütlich unter Bäumen.
Heute werde ich nicht alt. Ich freue mich auf ein Bett und beschließe, mir auch in Asa, der nächsten Station, eine feste Bleibe zu suchen. Einen Ort vor Asa werde ich auch fündig – WLAN im B&B sei Dank.
Tag 6 - Von Tvååker nach Frillesås
Der Wecker klingelt um halb acht. Kein Problem heute, denn ich habe gut geschlafen und vor allem durchgeschlafen. Außerdem habe ich für acht Uhr das Frühstück bestellt. Was Termindruck alles bewirken kann. Ich laufe im Bad ein, wo ich dem Mann des deutschen Paares begegne. Er ist sichtlich irritiert, als ich ihn einen wunderschönen guten Morgen in seiner Landessprache wünsche. Dann bekomme ich mein Frühstück von der Wirtin des Hauses.
Es ist wie das gesamte Haus: Sehr originell. Es dudelt 50er Jahre Musik. Überall im Haus stehen Schallplattenspieler oder ähnliche Geräte. Papa hätte hier seinen Spaß. Ich packe mein liebevoll hergerichtetes Frühstücks-Körbchen aus:
- Eine kleine Flasche O-Saft
- Eine kleine Flasche Milch
- Ein gekochtes Ei
- Eine große Schale Joghurt
- Ein Apfel
- Ein Knäckebrot mit Käse und verschiedenen Marmeladen
- Ein Weißbrot mit Pute, Käse und Salat
- Ein schwarzbrot mit Leberwurst und Gurken. LECKER!
Ich will mich verabschieden und werde das erste mal auf das „kleine“ Fahrrad angesprochen. Und wieder verwunderte Augen, als ich sage, dass man damit ähnlich schnell unterwegs sei, wie mit einem „großen“ Rad. Was man mit ein paar Brocken Englisch hinbekommt ist schon beachtlich.
Dann radel ich los. Die Wolken verziehen sich und es duftet nach einem herrlichen Tag. Das wird er dann auch. Ich komme gut auf Touren und habe um 10:00 Uhr die ersten 10 km des Tages hinter mir. Langsam machen heute, denke ich mir. Dann halte ich in Varberg kurz bei einem Fahrradhändler an. Der ist zwar groß und gut sortiert, aber man guckt mich mit großen Augen an, als ich nach „foldable pedals“ frage. Also muss das knackende Pedal noch etwas durchhalten. Heute wird überwiegend auf einem alten Bahndamm gefahren. Ist das herrlich. Die Gegend wird etwas schroffer und felsiger. Ich düse um einige Hügel herum. Wohl dem, der den Radweg drum herum gebaut hat. Drüber hätte ich es wohl kaum geschafft. Apropos geschafft: Kurz nach 13:00 Uhr war der Spuk des heutigen Tages dann auch schon vorbei und ich habe die 48km sehr entspannt hinter mich gebracht. Die Jugendherberge kann erst um 15:00 Uhr bezogen werden. Doch erstmal das Haus finden. Bis ich geschnallt habe, dass es a) mehrere Häuser gibt und b) diese auch noch zum lokalen Campingplatz gehören, vergeht einiges an Zeit. Die Rezeption des Campingplatzes ist von 17:00 bis 19:00 Uhr geöffnet. Damit war dann auch klar, wann ich mein Zimmer beziehen kann. Also ab an den Strand, einen Felsen aufsuchen und lesen. Die Sonne strahlt. Es ist ziemlich heiß, ich habe das Gefühl, dass mir die Nase mal wieder anbrennt.
Ab 17:00 Uhr ist die Rezeption dann auch geöffnet, ein älterer Herr aus Dänemark erzählt mir, dass er mit seiner Frau nun seit 8 Monaten unterwegs sei. Dann folgen noch ein paar Geschichten aus Frankfurt. Er erzählt zwar auf deutsch, ich verstehe aber kein Wort. Ich nicke höflich und lächle ab und an.
Irgendwann erhalte ich auch meinen Schlüssel. Juhu. Ich kann das Fahrrad von der Last befreien und mich duschen. Schlüssel rein ins Schloss der Nummr 15. Nix passiert. Auf ein neues und nochmal einen Schlüssel holen. Grrr. Diesmal Zimmer 16. Der passt dann auch. Duschen, Einkaufen, diesen Text schreiben – the same procedure as every day.
Morgen steht dann die Fahrt nach Göteborg an. Ich hoffe, dass das Rad durchhält. Nach allen Plänen sollen es um die 60km sein. Ich bin mal gespannt.
Tag 7 - Von Frillesås nach Göteborg
Der Tag beginnt nach einer unruhigen Nacht recht früh. Die 350g Köttbullar und die Schale Kartoffelsalat waren definitiv zu viel. Um viertel vor neun sitze ich im Sattel und mache mich auf den Weg – die finale Etappe. Ich habe dem Fahrrad die ganze Zeit gut zugeredet. Ab und zu gesellte sich zum Knacken der rechten Pedale ein ziemlich heftiges Knarzen aus dem Rahmen. Nur nicht auseinanderbrechen kleine Dame. In Frillesas schien herrlich die Sonne. Kurz nach Asa kam ich auf die viel befahrene „Bundesstraße“. Die Autos kommen verdächtig nahe. Und dazu zog sich der Himmel verdächtig grau zu. Also ich wieder das Motto der vergangenen Tage herausgekramt: „Alles ist besser als Regen und ein defektes Fahrrad.“
Nachdem die Straße überwunden war, durchfahre ich ein landschaftlich herrliches Gebiet. Dabei frage ich mich, ob ich konditionell so schlecht geworden bin, oder was hier los ist?! Ein Blick auf das Navi offenbart es mir dann: Hier geht es stetig bergauf. Nicht zu sehen, aber zu spüren. Ich nähere mich Fjäras Bräcka. Ich schraube mich auf 70m hoch, dann nehme ich noch den kleinen Schlenker in Kauf, um mir diese wunderbare Endmoräne anzusehen. Unglaublich, was die letzte Eiszeit hier geschaffen hat. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über das Land. Zur linken sieht man Teile des Kungsbackafjorden. Auf der rechten Seite hat meinen gigantischen Blick auf einen der größten Seen Südschwedens. Das hat sich gelohnt. Und das alles um 10:30 Uhr morgens. An anderen Tagen bin ich da gerade mal losgefahren. Ich ziehe weiter meine Bahnen. Auf und ab und auf und ab und … Das ist ganz schön anstrengend.
Irgendwann kommt dann auch das nette Örtchen Kungsbacka. Den Ort erreicht man, indem man dem Fahrradweg folgt: über einen Golfplatz. Wie krass ist das denn?! Ein Fahrradweg über einen Golfplatz? Zur Sicherheit behalte ich den Helm mal auf. So ein Golfball kann ja auch ganz schön Geschwindigkeit entwickeln. Ich mach auf dem schönen Platz eine kurze Pause und werde von betuchten golfspielenden Herren darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich in Acht nehmen soll. Die Herren vollführen Abschläge und wollen mir weiß machen, dass das ja nicht immer klappt. Fishing for compliments… Aber nicht mit mir. Ich futtere meinen Müsli-Riegel und schaue schön zu. Dann geht es weiter. Hoch und runter und dazu gesellt sich noch ein kräftiger Wind. Alles ist besser als Regen und ein defektes Fahrrad. Kämpfen muss ich aber trotzdem ganz schön. Und irgendwann kommt sie dann: Die wunderschöne Schärenküste von Göteborg. Das Ziel scheint zum Greifen nah.
Nach all der ländlichen Ruhe, die ich jetzt eine Woche genossen habe, muss ich mich an die Hektik der Stadt erstmal wieder gewöhnen. Abgesehen davon geltn in Göteborg im Straßenverkehr folgende Hierarchiestufen:
- Fußgänger
- Radfahrer
- Lange Zeit nichts
- Autofahrer
Man kommt in der Stadt gut voran. Die Radwege sind traumhaft ausgebaut. Punkt 15:00 Uhr rolle ich vor dem Hotel vor. Ist das ein tolles Gefühl. 425km durch ein unbekanntes Land aus eigener Kraft.
Ich checke ein. Das Zimmer ist in einem 400m entfernten Gebäude. Stört mich nicht und die Einrichtung ist echt gemütlich. Nach der Dusche fallen mir zunächst die Augen zu. Gegen 19:00 Uhr schaffe ich es dann doch, mich nochmal aufzuraffen und suche ein amerikanisches Schnell-Restaurant auf. Zuvor schaue ich zu, wie das Schwesterschiff meiner Fähre, die Stena Scandinavica im Hafen wendet und dann ausläuft.
Cool: Der Fähranleger ist in Sichtweite vom Hotel. Ich finde mein Essen und suche mir ein nettes Plätzchen in der Nähe vom Opernhaus. Jugendliche haben ihr Auto vor einer Skate-Anlage positioniert und ich traue meinen Ohren nicht: Culcha Candela. In Schweden. Auf dem Platz laufen viele Mädels in Uniformen herum: sprechen alle deutsch. Da fährt man soooo weit…
Kommentare
Kommentar veröffentlichen