„Mit dem Klapprad in die Kälte“ – Worte zum Buch

Ich habe zwei Freunde. „Oh weh, nur zwei? Der Arme!“ So könnten jetzt einige Reaktionen ausfallen. Die Wahrheit sieht anders aus, aber dramaturgisch macht es sich so besser. :)

Zurück zu den Freunden: es gibt einen echten, den menschlichen besten Freund, Matthias (ja, der mit mir die Fahrradtour im September 2020 gemacht hat) und einen Technik-Freund (der auch auf der Fahrradtour dabei war), den hier:

Jetzt ist es raus, es ist ein eBook-Reader. Und dieses Gerät hat mit mir schon sehr viele sehr schöne Stunden verbracht. Und so trug es sich dieses Jahr in einem Kurzurlaub zu, dass mir mein realer Freund, der Matthias, ein Buch empfahl, welches ich kürzlich auf meinem Technik-Freund ausgelesen habe. Es trägt den Titel: „Mit dem Klapprad in die Kälte“.

Oh Gott, fängt der Faltradler jetzt auch noch mit Buch-Rezensionen an? Nein, bitte keinen Aufschrei, ich tue es nicht und überlasse das weiterhin denjenigen, die davon deutlich mehr Ahnung haben. Warum also Worte zu einem Buch? Weil mich beim Lesen ein paar Gedanken umtrieben. Zum einen bin ich Kind des Ostens und beschäftige mich immer wieder mit der geschichtlichen Aufarbeitung des gescheiterten alles-und-jeden-überwachenden Stasi-Staats. Das fängt beim Absolvieren des Mauer-Radwegs an, geht weiter mit dem Besuch des Stasi-Museums in Berlin und endet mit dem Lesen von diversen Büchern, die sich mit der Thematik befassen.
Tim Moore schreibt in seinem Buch von seiner 9.000 km langen Reise mit einem DDR-Klapprad. Mit diesem Klapprad ist er den gesamten „Eisernen Vorhang“ von Finnland bis ans Schwarze Meer gefahren. Deutschland war davon nur ein „Kapitel“. Was mich jedoch beeindruckt und nachhaltig beschäftigt hat ist das Bild vom heutigen Europa, welches unter anderem von einer Ungleichverteilung des Wohlstands geprägt ist. Dieses Bild nehme ich so bewusst gar nicht wahr – auch wenn ich einen Teil der Strecken schon gefahren bin (siehe dazu Radtour von Regensburg nach Budapest). Vielleicht war ich in 2015 nicht wach genug, als ich auf Tour war. Vielleicht hat mich das Flüchtlingsdrama am Budapester Hauptbahnhof auch einfach zu sehr geschockt, als das ich andere Bilder parat habe. Ich weiß es nicht. Fakt ist nur, dass mich die Ungleichverteilung wie Tim Moore sie beschrieben hat, berührt hat. Vielleicht bin ich durch die Standard-Medien bereits abgestumpft. Vielleicht will ich es manchmal auch nicht wahrhaben, was um mich herum passiert. Verdrängung gehört bekanntlich zu den stärksten menschlichen Fähigkeiten. Was ich mit dieser Erkenntnis jetzt mache, weiß ich auch noch nicht. Mir ist es erst mal wichtig, diese Erkenntnis zu haben und zu teilen. Und für mich persönlich ist es wichtig, mir zu verdeutlichen und wertzuschätzen, in welch komfortablen Lage wir uns in Deutschland befinden. Auch wenn es bei uns viele (soziale) Baustellen gibt.

Kommentare

Beliebte Posts